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Alle Gedichte, die in keine andere Kategorie passen
von Ruelfig » Fr 04 Nov, 2011 23:41
Mein Gott sagt, dass ich dich enthaupten muss, da hilft kein Jammern und kein Klagen, es steht geschrieben. Punktum. Schluss.
Mein Gott sagt, dass ich Steine auf dich werfen muss, wenn er das sagt, wer wollte da noch fragen? So stehts geschrieben. Punktum. Schluss.
Mein Gott sagt, dass ich dich vom Berge stoßen muss und mit Verboten und Gesetzen plagen. Es steht geschrieben. Punktum. Schluss.
Mein Gott sagt, dass ich dich mit Peitschen schlagen muss, entehren, um dein Erbe bringen, jagen. So stehts geschrieben. Punktum. Schluss.
Mein Gott sagt, dass ich dir die Glieder nehmen muss, die dich ernähren und durchs Leben tragen. Es steht geschrieben. Punktum. Schluss.
So will ich dir an deinen Kopf und Kragen, wenn du behauptest, das sei alles Stuss. Mein Gott sagt, dass ich dich bekämpfen muss. So steht es halt geschrieben. Punkt und Schluss.
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von rosenrabe » Sa 05 Nov, 2011 01:24
Ruelfig, das ist für meine Begriffe ausgesprochen gelungen. Eine scharfe Kritik an fundamentalistischen Positionen, die sich dem wortwörtlichen Diktat einer sogenannten Heiligen Schrift unterworfen haben und des Glaubens sind, Andere hätten dies ebenfalls zu tun - oder aber zu sterben. Und da sie die Erwählten sind, die Streiter des Herrn, zur Not auch durch ihre Hand.
Der "Gott", an den ich geneigt bin zu glauben, ist von einer offenherzigen Sanftheit, die sich kein Mensch auch nur Ansatzweise wird vorstellen können.
LG rosenrabe
Zuletzt geändert von rosenrabe am Sa 05 Nov, 2011 01:32, insgesamt 1-mal geändert.
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von Le_Freddy » Sa 05 Nov, 2011 15:11
schön, was du hier mit der terzine angestellt hast, rülfig.
aba/aba/aba/aba/aba/baaa
hier bewegt sich garnichts mehr. es entwickelt sich nichts wie es bei einem reimschema aba/bcb/cdc... der fall wäre. warum auch? steht ja eh schon alles fest (geschrieben). außerdem setzt die arumentation ja immer wieder ganz vorne an: "gott hats mir gesagt" da muss sich ja garkein gedanke entwickeln.
lg fred
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von Corazon De Piedra » Sa 05 Nov, 2011 19:30
Na ja, die Sache hat nur zwei Schönheitsfehler, die aber zusammenhängen. Zum einen traut sich Ruelfig nicht, das Target seiner Kritik auszusprechen, ich weiss nicht warum, offensichtlich geht es ja nicht um die Hexenverbrennungen des Mittelalters und danach, sondern um die Kritik an fundamentalistischen islamischen Positionen. Auch der Kommentar von rosenrabe spricht lediglich von einer scharfen "Kritik an fundamentalistischen Positionen" und von "einer sogenannten Heiligen Schrift". Welche fundamentalistische Position und welche Heilige Schrift - das wird angstvoll verschwiegen. Zum anderen, und das ist die unmittelbare Folge dieses Eiertanzes, spricht Ruelfig ständig davon, dass "Mein Gott sagt". Nun, das würde ein Moslem nie behaupten. Er würde sagen, "der Prophet sagt" oder eher noch "der Koran sagt". So bleibt das Gedicht ein unklares Wischiwaschi von unkonkreter Kritik, von der sich keiner angesprochen fühlt und die niemandem wehtut. Das Ganze ist also entweder schlecht recherchiert, denn wie gesagt, kein Moslem drückt sich so aus, oder man vermeidet angstvoll Begriffe wie Islam, der Prophet, oder der Koran. Beides ist keine Grundlage für einen kritischen Text. CDP
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von Le_Freddy » Sa 05 Nov, 2011 21:12
Corazon De Piedra hat geschrieben:Na ja, die Sache hat nur zwei Schönheitsfehler, die aber zusammenhängen. Zum einen traut sich Ruelfig nicht, das Target seiner Kritik auszusprechen, ich weiss nicht warum, offensichtlich geht es ja nicht um die Hexenverbrennungen des Mittelalters und danach, sondern um die Kritik an fundamentalistischen islamischen Positionen.
1) war die Hexenverbrennung kein Phänomen des Mittelalters, sondern fand vor allem in der Zeit statt, die wir "Neuzeit" nennen. (wg. Rechèrche und so ) 2) "geht es" nicht "offensichtlich" um den Islam. Das Abtrennen von Gliedmaßen und die Peitschenhiebe allerdings erinnern an Praktiken, die derzeit durch die Medien spuken. So, wie es hier ausgestaltet ist, ist es sogar erheblich besser. Was nutzt ein Islamkritischer Text, wenn man sich gegen alle Idioten dieser Welt wenden kann? (Christen und Juden sind zuweilen nicht weniger militant/menschenverachtend.) So bleibt das Gedicht ein unklares Wischiwaschi von unkonkreter Kritik, von der sich keiner angesprochen fühlt und die niemandem wehtut.
Genau deshalb eben nicht, wenn es wirken soll, menschen zum überdenken ihrer Prinzipien anregen soll muss es abrakter sein, als das worum es geht. (Siehe Nathans d. Weise: Er vergleicht die (monotheistischen) Religionen mit drei Ringen und macht dadurch deutlich, wie sich die Religionen als 'die richtige' erweisen können. coole sache.) Es geht darum einen Mechanismus darzustellen und als untragbar zu entlarven, das geschieht in diesem Text. Die Transferleistung, das auf andere Gebiete (des eigenen Denkens und Handelns) zu übertragen muss jede_r selber leisten. lg f
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von Corazon De Piedra » Sa 05 Nov, 2011 21:29
Na ja, sicher hast du Recht. Mich haben nur die beschriebenen Strafen oder Exekutionen sehr an die Praktiken in fundamentalistischen islamischen Ländern erinnert. Vom Christentum sind mir solche Strafen und Hinrichtungen in der heutigen Zeit nicht bekannt. Klar, ich kenne das Tribunal del Santo Oficio de la Inquisición, aber das Gedicht passt eigentlich da nicht dazu. Daher hat mich das ständig wiederkehrende "Gott sagt" irritiert. Nun gut, ich will nicht streiten, wer bin ich denn, dann ist es halt okay, wie es ist.
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von Ruelfig » Di 29 Nov, 2011 22:19
Entschuldigt bitte die verspätete Antwort, Rosenrabe, so war das gedacht. Der Gott, an den ich geneigt bin, zu glauben, glaubt leider nicht an mich. Hallo Le_Freddy, die Form ist eine Villanelle. Meines erachtens eignet sie sich besonders dazu, genau solche Phänomene zu verdichten, wie du sie festhälst: Halsstarrigkeit in Variation. Gegen alle Idioten dieser Welt! Hallo cdp, Gedichte sind keine Gebrauchsanleitungen, müssen nicht authentisch sein (besser, sie sind es nicht) und werden sowieso erst beim Leser vollendet. Willst du Einfluss auf den Lauf der Geschichte, schreibe Gesetze. Keine Gedichte. Grüße, r
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von Miamar » Mi 30 Nov, 2011 20:19
Hallo Ruelfig:) Mal ganz abgesehn, welchen aktuellen Themenaspekt dein Gedicht behandelt, oder auch nicht behandelt, denn darüber lässt sich unumstritten streiten, sehe ich in deinem Gedicht vor allem das Grundsätzliche. Es erinnert mich sehr an Macbeth. Der Drang des Bösen im Menschen wird nicht unterdrückt und sogar noch durch eine höhere Macht gerechtfertigt. "Es steht geschrieben"- der Mensch kann sich nicht gegen das Böse wehren. Er muss es tun, weil es so geschehen soll, weil es vorherbestimmt/ Schicksal ist. Es geht also hier nicht nur um eine religiöse Einstellung, man kann das genauso gut auf die Politik anwenden- ja sogar auf den Menschen zum Menschen, und zu sich selbst, denn alles fängt im Kleinen an. Da wo grundsätzlich das Böse als das Gute getarnt wird, also der Wolf im Schafspelz, da greift so ein Gedicht. Das heißt: überall. Schlimm ist "das Böse" erst wirklich, wenn so getan wird,als gebe es dieses gar nicht wirklich. Problem ist nur: das ist oft der Fall, weil die Sache "Böse" und "Gut", "Falsch" und "richtig" eben immer Ansichtssache und vor allem eine Sache der Erziehung ist... Bevor ich jetzt noch weiter ausschweife- denn ja dein Gedicht regt echt dazu an, was ziehmlich cool ist- ob iregdnwas hier schlecht recherchiert ist, das ist mir ziehmlich egal. Weil es sich einfach auf so viele Dinge anwenden lässt. Und ja Gedichte sollen nicht konkret sein, das Kopfkino, das ist doch das Entscheidende. Ich meine es könnte- zumindest in der ersten Strophe- um dein Frühstücksei gehn. Auch wenn es jetzt nicht so die Ernsdthaftigkeit deines Gedichts trifft, das hätte auch echt Stil.
Was ich eigentlich sagen will: ich mag das! Vor allem find ichs gut, dass du dich so radikal mit der Thematik des "Bösen" auseinandergesetzt hast. Das ist sehr dynamisch und geht so schön leicht über die Lippen, was ein bisschen Ironie anklingen lässt. Gleichzeitig aber auch sehr starr. Passt einfach alles gut zusammen:)
Lieben Gruß
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Miamar
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