von Friederich » Sa 19 Jun, 2010 11:09
Hi Ruelfig,
ein amüsantes kleines Kunstwerk ist dein Text mit interessanten intertextuellen Anspielungen und einer ironischen Sicht auf einen Teil der Kommerzkultur. Was mich aber stört ist die dritte Zeile mit dem metrischen Bruch - ich finde, diesem von seiner eher lustigen Verpackung lebenden Text steht sein Jambus ausgezeichnet. Ich sehe an der Stelle zwar auch eine Gelegenheit zum rhythmischen Abbremsen, aber auf mich wirkt es etwas unbeholfen an der Stelle.
Wenn man will, kann man den Text nicht nur konsumkritisch, sondern auch als zeithistorische Anspielung auf Inflationsgefahren, die mancher heraufbeschwört, lesen. Meine Lieblingszeile ist die mit den Kassen, weil sie so wunderbar paradox wirkt mit der Umkehrung des Geldflusses, sich schön in den Jambus einfügt und zu der Anspielung auf Rilke hinleitet. Dadurch, dass der Schluss den Inhalt noch einmal wendet (verrückt ist, wer nicht mitmacht und nicht der, der es tut), gewinnt das Beschriebene eine Eigendynamik, die vielleicht die Aussage sein kann. Tretet mal einen Schritt zurück und nehmt euch ein paar Minuten der Reflektion.
Grüße,
Friederich
L'avenir, on ne l'attend pas comme on attend le train. L'avenir, on le fait. (Georges Bernano)
Friederich