von Exe » Sa 28 Mär, 2009 23:24
Hallo maxk,
nimm es mir nicht übel, wenn ich behaupte, dass so ziemlich Jeder schon einmal etwas Derartiges geschrieben hat.
Allerdings würde ich es eher als eine Aufzählung einzelner Aspekte einer zweifellos aufgewühlten Stimmungslage bezeichnen, denn als Gedicht, da m.E. die sprachliche Verdichtung fehlt. Auch sind mir die Bilder zu rar gestreut zwischen all den abstrakten Begriffen wie Vertrauen, Hoffnung und Schmerz, die der Leser zwar kennt und einordnen kann, die ihn aber zu wenig mitfühlen lassen, nichts in ihm auszulösen vermögen. Das Bild des Silberstreifs am Horizont ist zwar reichlich abgegriffen und es wäre noch viel schöner, etwas Neues hierfür zu finden, doch erleichtert solch ein Bild dem Leser die (in diesem speziellen Beispiel) Hoffnung nachzuempfinden.
Zunächst würde ich Dir aber raten, Deine Sprache zu komprimieren, das Wesentliche mit wenigen und umso treffenderen Worten auf den Punkt zu bringen. Auch viele der Füllwörter können hierbei bedenkenlos dem Rotstift geopfert werden.
Damit Du verstehst, was ich meine, schreibe ich Dir einfach mal, was mir spontan in den Kopf kam, wie man den Text in einer ersten (und wahrlich noch nicht ausgereiften) Überarbeitung verdichten könnte:
Kreisgelaufen. Halt nicht
Zucken noch das Bröckeln
auch: zu schief gelächelte
Lügen brennen schwarze Löcher
Sonne, lebe wohl
Vielleicht erscheint Dir dies als Verstümmelung und Vergewaltigung Deines Textes, aber es soll ja auch nur als Beispiel dienen - was Du daraus machst, überlasse ich Dir. ;)
Und zu guter Letzt noch ein Hinweis bezüglich des Titels: es ist wenig ratsam, das Ende des Gedichtes bereits durch den Titel vorwegzunehmen, denn dies raubt dem Text die Spannung und verleitet den Leser dazu, sich während des Lesens nur noch oberflächlich auf den Text einzulassen, weil er ja ohnehin schon weiß, welches Bild er am Ende im Kopf zu haben hat.
So, dies war eine Menge Kritik und ich hoffe, Du lässt Dich davon nicht abschrecken, sondern siehst es als Ansporn, solcherlei Aufschriebe als Basis für weitergehende Textarbeit in Form von Verdichtung und metaphorischer Verschlüsselung anzusehen.
Liebe Grüße
Exe
[size=90:2gycpw5q]die welt wird umso eckiger, je mehr wir daran feilen[/size]