Alle Gedichte, die in keine andere Kategorie passen

Zeitlos

Beitragvon Aichi » Fr 04 Sep, 2009 21:44


[links:vfuea7yg]

Zeitlos


Die Nacht ist jenem weißen Traum gleich
Der Mond brennt,
auf und ab, Wellen von klaffendem Feuer

Windmühlen haben ein stumpfes Lächeln
Luft atmet nicht,
ein und aus, Stürme von kobaltblauer Art

Schwerter durchschneiden Masken
Abgetrennte Blüten, einst …
gestern und morgen, Reste von mittägiger Zeit

Ein tropfenförmiges Etwas,
dass allmählich von der Klippe springt

Es war nicht warm
und wird auch nie wieder kalt
.[/links:vfuea7yg]
[mittig:1cblroer].
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.
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Sich zu unterscheiden und nach der Kehrseite zu fragen
[es] ist die einzige Rettung ...

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?????, ????
- Dir en grey -

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[/mittig:1cblroer]
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Re: Zeitlos

Beitragvon rivus » Di 20 Okt, 2009 20:55


hallo aichi,
dein zeitlos hat mich arretiert. ein anti-chronos?

du malst wieder aichi-bilder, fünf bilder, in denen ich als leser das zeitlose suche.

1,in einem weißen traum ist eine nacht, die dem traum gleicht u. sie scheint gleich dem weiß des traumes. schon hier spielt das zeitlose geweißte karten ohne motive aus. doch dieses bild wird gestört von einem brennenden mond u. sich türmenden & brandenden feuerwellen.
im auf- & abbrennen des mondes u. im auf u. ab der feuerwellen aus einem sich stetig öffnenden feuer finde ich das perpetuum des zeitlosen.

2, "Windmühlen haben ein stumpfes Lächeln"
ich sehe mühlenstümpfe, in denen der zahn der zeit gewütet hat u. die ich vielerorts auch in unseren brandenburgischen landschaften finde. sie haben keine rechte bindung mehr zur aktuellen zeit u. wirken daher immer loser von (gegenwärtiger) zeit, fast wie langsam entzeitigt. ihr verwitterndes überrest-lächeln verfolgt uns stumpf.
ich sehe aber auch die modernen mühlen, an denen don quijote seinem rittermut noch vergeblicher ausprobieren würde u. ihr stumpfen gegen die winde u. vögel, die scharenweise zu früh zum tode kommen. auch das ist etwas zeitloses, denn mir kommen gleich die unzählig von eisenbahnen getöteten bisonherden in den usa in den sinn.

"luft atmet nicht" ist wie die atemstille vor dem sturm u. die alten mühlen helfen nicht mehr dennoch zu atmen. so wird im einatmen verschnauft u. im ausatmen stürmt der himmel sein kobalblau in die zeit, verwirbelt die letzten reste u. löst die mühlenzeit auf.

3,"schwerter durchschneiden masken", entmasken. was steckt hinter den masken? wer war so maskiert? das archaische? das zeitlose wie die für immer abgetrennten blüten von einst, die nicht weiter blühen durften? oder flüchtet die zeit aus dem heute u. macht dadurch das heute zeitlos, weil sie nicht nur das gestern u. morgen, sondern auch die reste der mittägigen zeit mitnimmt? warum wohl gerade die? ist es eine warnung für die vormittägige u. die noch kommende nachmittägige zeit, dass die gegenwart zeit noch mehr verlieren wird, zeit nicht mehr als zeit wahrgenommen werden kann, weil zeit in unserer heutigen zeit immer flüchtiger wird?

4, all die zeit - gestern, morgen, reste mittägiger zeit - fokussiert sich, materialisiert sich in "ein tropfenförmiges etwas" u. hält scheinbar diese verbliebene zeit nicht mehr aus. es trägt schwer an zeit u. es trägt zu schwer an all den bildern. von nacht, mond, windmühlen, luft u. stürme, schwerter, masken, abgetrennte blüten so sehr beschwert, springt es allmählich von der klippe. warum dieses allmähliche, dieses zaudern, zögern? fehlt die restzeit zum zeitlosen oder der mut zum sprung in das endgültige, zeitlose? auch das springen von der klippe gibt es seit menschengedenken, so dass es sich verzeitigt hat u. doch zeitlos geworden ist, weil es eine möglichkeit ist, sich von zeitdrängen zu lösen.

5, was war dieses es? wer beschreibt diesen zustand "es war nicht warm und wird auch nie wieder kalt? ist es ein resümee eines außenstehenden? oder ist es die gefühlsbeschreibung eines lebensmüden, todessüchtigen li, das sich zu keiner zeit zuordnen, keine identifikation entwickeln konnte u. die welt metaphorisierte, um in der aktuellen zeit zu bleiben u. es glaubte, doch nicht zu schaffen? es scheint doch eher die befindlichkeit eines sich vom leben u. der lebenszeit schon verabschiedeten menschen zu sein. es ermutigte sich vermulich, um den sprung zu vollenden u. es braucht im nachhinein wirklich kein angst mehr zu haben vor emotionaler kälte, auch nicht vor den zugriffen der vergangenheit, den widrigkeiten der gegenwart u. den zukunftsängsten.

aichi, dein bilder leben, lesen sich aber wie verlangsamte bachschnellen von verschiedenen orten. das ist dein stil, der schon oft in der kritik stand. probier doch mal das verweben der einzelnen strophen, also das herstellen von bezügen, die für den leser nachvollziehbar sind. dadurch kann ein text lesbarer, auch nachvollziehbarer werden.

natürlich bekomme ich auch bei deinen strophen-übergängen assoziationen.

Feuer / Windmühlen .... Feuer, die nach den Windmühlen greifen u. sie substantiell zeitlos machen

von kobaltblauer Art / Schwerter ... die gekreuzten Schwerter der Meißener Porzellan-Manufaktur, ebenso ein wenig zeitlos geworden

aber du siehst, die bezüge sind sicher ganz andere, als du dir vorstellen könntest?

ich denke schon, dass du durch die nicht fließenden strophenübergänge u. durch den verlust an bildhaftigkeit in den letzten beiden strophen die wirkung von "zeitlos" abgestumpft hast.

folgende bilder haben mir gefallen:

"Die Nacht ist jenem weißen Tuch gleich"
"Windmühlen haben ein stumpfes Lächeln"
"Luft atmet nicht"

lg, rivus

ach ja,

im
"Ein tropfenförmiges Etwas,
dass allmählich von der Klippe springt"
ist das s zu viel!
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Re: Zeitlos

Beitragvon Anna Lyse » Di 10 Nov, 2009 17:57


Hallo Aichi,

[size=85:i0wj0ef4]da du ja alle englischen Texte entfernt hast gehe ich halt jetzt zu deinen Deutschen über, fand ich im übrigen sehr schade, komm auch irgendwie nicht so drauf klar[/size]

Dieser Text liest sich anders als deine anderen, erfrischend möchte ich sagen. Ich glaube du hast hier mal was anderes ausprobiert und finde ich gar nicht mal schlecht.

Windmühlen haben ein stumpfes Lächeln
Luft atmet nicht,
ein und aus, Stürme von kobaltblauer Art


Hier würde ich aus "Lächeln" Lachen machen weil mir das "Lächeln" zu lieblich erscheint für eine Windmühle. Lachen wirkt auf mich robuster, wie eben eine Windmühle. In der letzten Strophe würde ich Schreiben , "kobaltblau die Stürme" oder "Stürme von kobaltblau" wobei ich beim letzteren nicht weiss ob man das so überhaupt schreiben kann. Ich finde Art in dem Fall unnötig.

Schwerter durchschneiden Masken
Abgetrennte Blüten, einst …
gestern und morgen, Reste von mittägiger Zeit


Hier frage ich mich ob es das "gestern und morgen" braucht, ich würde es streichen und so belassen. Auch ob es das "mittägiger" notwendig ist. Würde "Reste von Zeit" nicht auch gehen?

Ein tropfenförmiges Etwas,
dass allmählich von der Klippe springt


würde ich streichen. Beide Zeilen. Find das ist nicht so schön zu lesen, etwas das tropfenförmig ist und von der Klippe springt anstatt zu fallen, ein Tropfen vielleicht? :D

Die letzte Zeile gefällt mir wiederum gut, sie ist so positiv, ungewöhnlich. Leider ist es mir aber nicht gelungen zu verstehen um was es geht aber wohl ist das hier sowieso nicht notwendig, oder?

Viele Grüße,
Isabel
.
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