Alle Gedichte, die in keine andere Kategorie passen

Es blaut so grün

Beitragvon Perry » Mo 18 Mai, 2009 10:56


Als erstes tritt der Frühling auf, er
trägt ein Hemd von Efeu grün umrankt.
Springt mit leichtem Spagat über den
am Boden kauernden Wintergrauen.

Ein Boot entflieht dem Nebel, es
trägt mich auf den See hinaus.
Begleitet von einer Elfenschar,
treibe ich durch Blütenwolken.

Das ferne Läuten von Osterglocken
lockt mich ins blauende Nichts,
schwillt zum rauschenden Sturm, bis
der Pausengong das Bild zerschrillt.
Perry
Urgestein
Urgestein
 
Beiträge: 1198
Registriert: Do 20 Nov, 2008 14:29
Eigene Werke
 

Re: Es blaut so grün

Beitragvon M.C.Bertram » So 05 Jul, 2009 14:36


Mir kam eine Idee, warum diese Zeilen so schwer eine Reaktion hervorrufen, denn bis jetzt gibt es dazu keinen Beitrag. Nämlich zuviele Metaphern zwischen Erde, Meer und Himmel in einem kurzen Text ohne faßbare Überleitungen zwischen diesen Bildern.
Geneigte Leser erwarten in einer Zeit reklamegenormter Perzeptionsgeschwindigkeit,
daß sich die Info quasi hineinschmiert ins Textverständnis. Anders ensteht der Eindruck einer Perzeptionsstörung, die wir beim Text suchen, wo sonst? Wer seinen Text nicht glättet, riskiert Ärger auszulösen oder übergangen zu werden.
Zurück zum Text: die erste Strophe mit dem spagattierenden Frühling bietet ein in sich geschlossenes Bild. Die zweite liefert mit Boot, Nebel, Elfen und Blütenwolken zur See, (Blütenmeer wäre näher dran gewesen) sowohl ein Seestück wie eine Landansicht. Die dritte Strophe hat Osterglocken als Blüten?, als Klangkörper, blaue Weite, und den Sturm, der wieder zur See passt, aber inzwischen hart an der gemischten Metaphorik langschrappt. Dabei ist der Schluß mit dem Pausengong als Weckruf zwar nicht neu, aber unerwartet und durchaus gelungen. Gruß mcb
M.C.Bertram
Mitglied
Mitglied
 
Beiträge: 80
Registriert: Sa 27 Jun, 2009 17:51
Eigene Werke
 

Re: Es blaut so grün

Beitragvon Perry » So 05 Jul, 2009 17:09


Hallo Bertram,
dass so mancher Text hier keine Komms erhält, muss nicht an seiner Qualität liegen, sondern kann auch ganz andere Gründe haben. ;)
Die Bildebene ist hier eine Theatervorstellung und die übertragene Aussage, der ewige Wechsel der Jahreszeiten, in den sich das LI hineinträumt, bevor es in die Realität gerissen wird.
Danke für dein Interesse und LG
Perry
Perry
Urgestein
Urgestein
 
Beiträge: 1198
Registriert: Do 20 Nov, 2008 14:29
Eigene Werke
 

Zurück zu Strandgut

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: 0 Mitglieder und 1 Gast

cron