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m und der brief

BeitragVerfasst: Fr 09 Mär, 2012 09:55
von Le_Freddy
als m schrieb, sie kaeme nicht zurueck, fragte ich nicht „warum“; ich dachte „woher?“ – ich wusste, dass m nicht da war, sie war unterwegs, wie sie es oft war; sie war nicht oft da. ich jedenfalls war nicht oft da; woher also haette ich wissen sollen wann sie da war? woher haette ich wissen koennen, warum sie nicht wiederkehren wollte? ich schrieb ihr, ich hoffte, sie kaeme bald zurück, ich schrieb ihr, sie sei jederzeit willkommen, ich schrieb viel. ich schrieb, ich koenne nicht verstehen, was sie verannlasste mir fern zu bleiben, und dass sie doch – bitte – das ganze nicht ueberschaetzen moege; ich wisse, ich habe einiges falsch gemacht (exemplarisch: unterlassen rechtzeitigen gratulierens) und dass ich mich bessern wolle, wie würde.
sie antwortete nicht sofort, dann aber, als ich sie schon fast wieder vergessen hatte, schrieb sie: es tue ihr leid, sie habe einen anderen und ich müsse das endlich akzeptieren. sie habe es einfach nicht ertragen mir nahe zu sein und dass ich immer so fordernd sei; ich habe sie geradezu erdrueckt, liebend wie ich war. ich solle sie nicht falsch verstehen, ich sei romantisch, sueß und treu, sie jedoch wolle endlich abenteuerliches erleben; ich sei nett und schön obendrein, ich wuerde schon wieder jemanden finden, schrieb sie.
das las ich natuerlich c+f vor, die mich gezeugt und erzogen hatten, sie zeigten sich mitleidig aber auch etwas stolz, bewilligten schließlich, mir weiterhin finanziell nuetzlich (bzw. hilfreich, also unterstuetzend) zu sein, bis ich wieder mit alldem klarkaeme.
sie indessen, also m die abenteuerliche, schrieb mir weiter. immer wieder lagen sie da vor mir auf dem wohnzimmertisch, in denen sie schrieb, dass sie mich bald rechtlich dazu zwingen wolle, von ihr abzulassen; dass sie frei von mir leben wolle, mit ihrem neuen, den sie oft betonte, einmal nannte; j oder so, ich vergaß ihn. doch er sei gut zu ihr; sehr gut.
wenn ich sie wieder treffe muss ich unbedingt daran denken, dass sie mir den scheiß wohnungsschluessel geben soll und dass ich ihr sage, dass sie aber sowasvon gefeuert ist. – aber dann denke ich mir: eigentlich ist es doch immer sauber gewesen.

Re: m und der brief

BeitragVerfasst: Fr 04 Mai, 2012 23:39
von Sasa
So, irgendwann / irgendwo muss man ja anfangen ...
"Schöner" Text. Man erfährt viel, ohne viele Worte. So jemand, der nichts begreift und man bleibt mit einer merkwürdigen Mischung aus Kopfschütteln und Mitleid zurück. Ist schon sehr nach meinem Geschmack.
Was mich hier aber stört (und damit oute ich mich vermutlich als Vollspießer, aber egal), ist die fehlende Groß-/Kleinschreibung, sowie die fehlenden Umlaute. Das macht den Text, für mich jedenfalls schwer lesbar, da es jeden Rythmus verhindert. Ich finde, es passt hier nicht recht zum Erzähler. Diese überkorrekte, leicht manirierte Ausdrucksweise, und dann völlig auf jeden Großbuchstaben verzichten ist für meinen Geschmack einfach zu gewollt.

Re: m und der brief

BeitragVerfasst: Di 08 Mai, 2012 20:01
von Le_Freddy
Hallo Sasa,

danke dass du dir die zeit genommen hast! doch: wem gilt dein kopfschütteln? dem erzähler? dem text? ich frage deshalb, weil ich in die richtung (zu irritieren) zielte. nur bin ich jetzt der überraschte: du schreibst dem erzähler zu, seine realität nicht mehr recht zusammen zu halten? haltbar, keine frage. meine sorge war aber, dass eben dieses textverständnis zu sehr gehemmt würde durch den letzten absatz; erfreulicher dass nicht! (ist das überhaupt dein punkt? klar ist ja: irgendwer missversteht hier im text, aber wer?)
dahin gehen dann auch der schriftsatz und die ausdrucksweise. ich wollte, dass man von anfang an den erzäher nicht mag, dass man zu ihm irgendwie, naja, du weißt: abstand… dass man ihm nicht glaubt, dass sich ein "nein!" aufdrängen muss. (tut's das, oder is es albern?) – jedenfalls, dass man sich nicht einfach so von der erzählung einlullen lässt.

hm. :/

Re: m und der brief

BeitragVerfasst: Do 10 Mai, 2012 21:40
von Sasa
Huh, wie schreib ichs jetzt, ohne daß es missverständlich ist? Ach was solls, hier ist ja Platz genug für Diskussion.

Mein Kopfschütteln gilt eindeutig dem Erzähler (watt'n Blödmann). Der sollte unsympathisch rüberkommen, das ist voll und ganz gelungen.
Und jetzt hopse ich mal in den drohenden Fettnapf der Fehlinterpretation: für mich ist der Erzähler ein arroganter, egozentrischer Blödmann, der die Schuld für jegliches Unbill dieser Erde immer nur bei Anderen sucht. Selber aber völlig die Realität aus den trüben, selbstverliebten Augen verloren hat.
Jemand, der nett tut, aber ausgesprochen aggressiv reagieren kann.
So halt eben.

Daß der Erzähler nicht ganz sauber ist (so will ichs mal umschreiben), liest man heraus aus den Worten, der Ausdrucksweise, die aber für mich sehr verliert, weil es mir schwerfällt, den Text zu verstehen, einfach durch die konsequente Kleinschreibung. Unnötig anstrengend und mir wird beim Lesen zu deutlich, daß der Autor mir was sagen will. Das schreckt mich immer ein wenig ab und ich finde das schade um den Text, der mich doch extrem angesprochen hat.

Prrffft — vielleicht etwas verständlicher? Vielleicht sollte ich hier auch mal reinsehen, BEVOR ich schon lange ins Bett gehöre ...
Ganz liebe Grüße
Sasa

Re: m und der brief

BeitragVerfasst: Mi 16 Mai, 2012 10:13
von Sepp123
ist der Text wirklich so zu interpretieren, wie sasa es "gar nicht so unverständlich" beschreibt?

Re: m und der brief

BeitragVerfasst: Mi 23 Mai, 2012 21:33
von Le_Freddy
Sepp123 hat geschrieben:ist der Text wirklich so zu interpretieren, wie sasa es "gar nicht so unverständlich" beschreibt?


was sagst du denn dazu, wie wolltest du das interpretieren?
wenn du fragst was ich schreiben wollte: hm, jedenfalls nichts eindeutiges. ob mir das aber auch gelungen ist? wer weiß?

ich fürchte also, dass ich dir (als die tippse des textes) für nachfragen nicht besonders hilfreich bin, solang's dir um 'ne interpretation geht… das müssen wir (als leser!) unter uns ausmachen, also los! ;)

schönen abend lifo!
fred