Optimistische, fröhliche Gedichte

seetang-trilogie

Beitragvon Perry » Fr 06 Mai, 2011 10:55


1

es beginnt damit, dass eine jungfrau
aus den fluten steigt. sobald das perlmut
ihrer schuppen in der sonne glänzt,
wandelt sich ihr fischleib in langbeiniges.
zeit eine neue blende aufzuziehen.


2

gegen den wind ein lauf über dünen.
ich atme wolken, nehme träumend
einen schluck meer. dann glimmen
glühwürmchen zwischen grashalmen
und möwen füttern mich mit fisch.

3

wir sind nicht mehr zuhause dort,
wo das korallenschloß tief schlummert.
doch wann immer wir eintreffen,
die staubmäntel an den nagel hängen,
wird es uns mit offenen armen erwarten.

Zuletzt geändert von Perry am Mo 16 Mai, 2011 11:21, insgesamt 9-mal geändert.

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rivus (Di 17 Mai, 2011 18:35)
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Re: seetang-trilogie

Beitragvon GlasaugeBill » So 15 Mai, 2011 22:45


Hallo Herr Perry,Das liegt noch ein bisschen unbeachtet im Ebbeschlick des Forums und es hat mich angefunkelt als ich barfüßig wie ich war darauf trat. Ich bin ein Freund von solcher Lyrik, und ich finde es manchmal ganz fein wie du sie inszenierst. Das hier hat was von Aufbruch, gewühlsbezogen und bildlich sowohl als auch evolutionär im Nachgeschmack(das Ablegen der Flossen und Mäntel) - dargestellt als Dreiteiler der vor allem im Übergang von Abschnitt 2 zu 3 seine stilistische Stärke entfaltet. Da kommt diese Überblendung vom zufriedenen Dünengänger, der sich die Welt verdreht wie er sie mag (Atme Wolken, Möwen füttern mich) zur Antithese so leicht, als wäre es nur ein Katzensprung von hier zur Glückseligkeit und lässt den (aufdringlich?) optimistischen Schlussteil sogar glaubhaft wirken!gerne gelesen und assoziiert!Glasauge
Zuletzt geändert von GlasaugeBill am So 15 Mai, 2011 22:46, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: seetang-trilogie

Beitragvon Perry » Mo 16 Mai, 2011 11:05


Hallo Bill,
ja manchmal sind alle (guten) Dinge Drei, warum also keine Terzette schreiben.
In "kargen" Zeiten möchte man schon hin und wieder austeigen und sich in den Schoß der Natur zurücksehnen, aber das geht vorbei, spätestens wenn die Flut kommt.
Danke fürs Reinspüren und LG
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Re: seetang-trilogie

Beitragvon GlasaugeBill » Di 17 Mai, 2011 22:55


Hallo Perry,

"wenn die Flut kommt" ist mir jetzt zu einfach formuliert, wobei mir die Sehnsucht nach dem Gegenteil in deinen 15 Zeilen gegenwärtiger zu sein scheint. Ist dieser träumerische Touch Absicht oder nur der Vermischung mit meinen eigenen Gedanken geschuldet?
Zuletzt geändert von GlasaugeBill am Di 17 Mai, 2011 23:03, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: seetang-trilogie

Beitragvon Perry » Mi 18 Mai, 2011 19:31


Hallo Bill,
die Flut war als Metapher für die Realität gedacht, die uns immer wieder einholt. Wirklich entfliehen können wir ihr nur durch den Tod und dann käme das Korallenschloss als Paradiesersatz ins Spiel.
LG
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